Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.
(DEHOGA Bundesverband)
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Statement von Heiko Becker, L & D GmbH (Regionalleiter Berlin - Brandenburg) am 25. Juni 2023:
Die Hotel- & Gastronomiebranche, in meinem Fall die Gemeinschaft-Gastronomie (ich verantworte ca. 3000 Essen täglich), geht noch immer durch äußerst bittere Zeiten. Kaum planbare Essensteilnehmer mit Montag & freitags halber Kraft, volatile Preise die wir niemals so an den Kunden weitergeben könn(t)en und immer höherer Anforderungen der Gäste (und vor allem der Vertragspartner). Die Senkung der MwSt. auf 7% hat uns ein wenig Linderung in der Corona-Krise gebracht, war diese Zeit von genug Unsicherheiten und Zukunftsfurcht geprägt.
Das es nach der Pandemie gleich in den nächsten Krisenmodus geht, hätte sich niemand vorstellen können und belastet die Gastronomie weiterhin: Die Personalkosten haben sich während der Coronakrise um 20% bis 30% erhöht (was für unsere Mitarbeiter ein Segen ist - sollte man sich an Tarifverträge halten) und der Wareneinsatzquotient erhöht sich weiterhin beständig und die Inflation galoppiert davon. Die Gastronomie hat eine lange Wertschöpfungskette und ist von viele Zulieferern abhängig, die direkt von den steigenden „sonstigen Kosten“ (Strom, Gas, Administrative Aufwände, steigenden Rohstoffpreise) betroffen sind. Sollte die MwSt. wieder auf um 12% steigen bedeutet dies die nächste große Krise, die wir Gastronomen schultern müssen / dürfen. Woran sollen wir dann noch sparen oder gar effizienter werden? Die 7% müssen bleiben um unsere Branche das Überleben zu sichern!
Stefan Meinass, Bitburger Braugruppe (Vertriebsleiter Nationales Key-Account Außer-Haus-Markt)
Welch‘ große Bedeutung die Gastronomie gerade auch für den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft hat, haben wir alle erlebt, als aufgrund der Corona-Pandemie die Hotels, Gaststätten und Restaurants über Monate hinweg geschlossen bleiben mussten. Die Gastronomie und Hotellerie sind zwar längst wieder für ihre Gäste geöffnet, aber nach wie vor hat die Branche mit enormen Problemen zu kämpfen: Hohe Energie- und Einkaufskosten sowie eine äußerst angespannte Personalsituation stellen unsere Partner auch weiterhin vor größte Herausforderungen. Diese für uns alle so wichtigen Branche beim Thema 7 % Mehrwertsteuer auf Speisen dauerhaft und verlässlich zu entlasten und zu unterstützen, ist aus unserer Sicht ein wichtiger und notwendiger Schritt, wenn wir alle auch weiterhin eine große und wettbewerbsfähige Gastronomielandschaft in Deutschland haben möchten.
Statement vom 20. Juni 2023
Boris Tomic, Deutscher Fachverlag (Chefredakteur dfv Hotel- und Gastromedien ahgz | foodservice | gvpraxis)
Erst am heutigen Tage habe ich mich länger mit dem CEO eines sehr großen Markengastronomen unterhalten. Die Kette hat Expansionspläne in Deutschland in den kommenden fünf Jahren. Die Investitionssumme ginge in die Milliarden. Aber natürlich muss er auch seine Franchisenehmer überzeugen. Die aber sind zurzeit extrem verunsichert, was Investitionen angeht. Schließlich könnte es sein, dass am 1. Januar kommenden Jahres plötzlich 12 % mehr Kosten auf der Rechnung stünden. Fazit: für das Überleben während der Pandemie waren die 7 % unerlässlich, für das Ankurbeln der Wirtschaft sind die 7 % in Zukunft essenziell und damit es endlich Planungssicherheit gibt, muss die Entscheidung für 7 % sehr zeitnah von der Politik getroffen werden.
Thomas Meyer, Deutscher Fachverlag (Verlagsleiter dfv Hotel- und Gastromedien ahgz | foodservice | gvpraxis)
7% für unsere gastronomische Vielfältigkeit und das damit verbunden Lebensgefühl in unseren deutschen Städten & Gemeinden -> Ich wünsche mir das auch kommende Generationen dies erleben dürfen!
Statements vom 19. Juni 2023
PRESSE-INFORMATION
vom 12. September 2023
Geplante Mehrwertsteuer Erhöhung zur Unzeit: Staat selbst treibt trotz lahmender Konjunktur und sinkender Konsumlaune die Inflation - und verrechnet sich womöglich gründlich.
Hannover – Ilmensee. Deutschlands Wirtschaftsmotor stottert. Die Konsumlaune ist schlecht. Unternehmer sind darüber entsetzt, wie wenig die Diskussionen und Ergebnisse der Wirtschafts- und Sozialpolitik den Ernst der Lage hierzulande widerspiegeln und planen, im Ausland zu investieren. Auf der Klausurtagung in Bad Meseberg bringt die Ampelkoalition unter anderem ein "Gesetz zum Bürokratieabbau" auf den Weg – und hat bislang selbst von ihren Vorhaben im Koalitionsvertrag dazu für die öffentlichen Verwaltungen in zwei Jahren praktisch nichts Greifbares umgesetzt. Nutzt die Regierung nicht eine sich jetzt ihr bietende Steilvorlage zur Vereinfachung, nämlich die mit Blick auf die Corona-Pandemie geschaffene Übergangsregelung für die Gastronomie zu entfristen, würden ab dem 01.01.2024 in Deutschland wieder verschiedene Steuersätze auf Essen gelten. Aber dann würde die Rechnung ohne den Gast gemacht.
Die Menschen im Land sind verunsichert. Die hohe Inflation geht kaum merklich zurück, die Konsumlaune ist verdorben. Die zum 01. Januar 2024 bislang geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants kommt nicht nur zur Unzeit – viel schlimmer: Der Staat macht die Rechnung ohne Gäste und wird womöglich gar keine zusätzlichen Einnahmen mit der höheren Mehrwertsteuer haben. Die Fakten dazu liefert ein Betriebsvergleich mit tatsächlichen Zahlen aus 2019 bis 2022.
Das IT- und Consulting-Unternehmen Eagle Control und der in Deutschland marktführenden Einkaufs- und Dienstleistungskooperation für die Hospitality HGK haben Umsätze, Kosten und Gewinne vor und nach Corona genau angesehen und eine mögliche Mehrwertsteuer-Erhöhung zum 1.1.2024 simuliert. Die Ergebnisse zeigen, dass schon heute mit Hotelgastronomie, die 2019 mit einer Rendite von – 11% unterwegs war, kein Geld verdient wird. Auch die Gesamt-Rentabilität der Hotels, also inklusive Logis, haben sich Eagle Control und HGK angesehen. Diese lag nach Abzug des Unternehmerlohns in 2022, das noch ein vergleichsweise gutes Jahr war, bei nur knapp 4 Prozent vom Umsatz. Absolut bleiben danach bei den in diesem Betriebsvergleich teilnehmenden 80 Häusern unterm Strich noch 100 Tausend Euro. "Davon sind Steuern zu zahlen, Investitionen zu tätigen und womöglich auch Darlehen zu tilgen", führt Philipp Nusser, Leitender Berater bei Eagle Control, aus. Die Simulation einer Rückkehr zu vollen Steuersätzen auf Speisen zeigt, wie sich die dann defizitäre Hotelgastronomie auf die Rentabilität des gesamten Unternehmens niederschlägt: Insbesondere bei kleineren bis mittleren Betrieben – der Break-even liegt bei 2,7 Mio. Euro Umsatz p.a. – bleibt praktisch nichts mehr übrig. "Als Konsequenz werden viele solcher Betriebe eine harte Entscheidung zu treffen haben. Die Alternative zu großen, aber notwendigen Preissprüngen könnten vermehrt Schließungen von hoteleigenen Restaurants sein, da diese den Gesamtbetrieb durch ihre defizitäre Lage wirtschaftlich zu sehr belasten", so Nusser.
Die Gastgeber stehen vor einem Dilemma: Wie in ihrem Betriebsvergleich sichtbar, haben sich bereits vor Einsetzen der Inflation die Unternehmer in der Hospitality gescheut, ihre regulären Kostensteigerungen in voller Höhe an ihre Gäste weiterzugeben. "Verständlich", so Dr. Urban Uttenweiler, Vorstandsvorsitzender der HGK. "Denn wenn auch die Preiselastizitäten in der Gastronomie nicht – wie im Logis mit Revenue-Systemen – ermittelt und Preise wie Margen austariert werden können, so haben doch die Gastgeber ein gutes Gespür dafür, wann es "kippt", also Gäste nicht mehr bereit sind, den betriebswirtschaftlich erforderlichen Preis zu zahlen." In Zeiten des Personal- und Fachkräftemangels ist hier tatsächlich noch mehr Sensibilität erforderlich. Naturgemäß schwindet die Akzeptanz für höhere Preise, wenn gleichzeitig die Leistung abnimmt.
Allein fiskalisch ist die Mehrwertsteuer ein durchlaufender Posten für den Unternehmer. Er kann nämlich nicht die Rechnung ohne den Gast machen: Preiserhöhungen gehen mit geringer Frequenz und/oder geringeren Durchschnitts-Rechnungen einher. "Aus-Essen-gehen könnte Luxus werden - auf den wiederrum auch einfach verzichtet werden kann", führt Uttenweiler aus. Denn die GFK verzeichnet für September sogar noch eine weitere Verschlechterung des Konsumklimas in Deutschland auf -25,5 Prozent. Das heißt, den Deutschen vergeht die Lust aufs Shoppen und der Appetit aufs Aus-Essen-Gehen. Ein offenbar rein fiskalisch motiviertes "Zurück auf 19 Prozent" bringt also womöglich überhaupt nicht mehr Euro in die Staatskasse.
Wie hierzulande die steuerliche Ungleichbehandlung von Speisen, die einmal mit 19 Prozent und in anderen Fällen mit 7 Prozent besteuert werden, gerechtfertigt ist, hat das BMF hat in seinem Anwendungserlass von 2013 dargelegt. Es unterscheidet zwischen nicht begünstigten sonstigen Leistungen einerseits und begünstigten Lieferungen andererseits und ermisst anhand von 16 Beispielen, welche Leistung im Einzelfall überwiegt. "Das Ganze ist, gerade dies zeigt die Fülle der Beispielfälle, stark erklärungsbedürftig, also höchst komplex, praxisfremd und erscheint heute mehr denn je als nicht zeitgemäß", so Uttenweiler.
Uttenweiler resümiert: "Während in 23 von 27 EU-Ländern einheitlich ein um etwa 10 Prozent-Punkte niedrigerer Steuersatz auf Speisen und Essen gilt, und zwar unabhängig von Zubereitung oder Verzehrort, treibt der deutsche Sonderweg also nicht allein die Inflation, die es doch gerade einzudämmen gilt. Des Weiteren konterkariert die Koalition mit einem "Zurück zu 19 Prozent" ihre eigenen Programme und Interessen wie gesunde, nachhaltig erzeugte und dennoch bezahlbare Mahlzeiten in Kitas sowie auch die Erhaltung ländlicher Gasthöfe mit ihrer gemeinschaftsstiftenden Funktion." So könnten am Ende alle drei Beteiligten: Gäste, Hoteliers & Gastronomen und der Fiskus als Verlierer dastehen.
Dr. Urban Uttenweiler leitet als Vorstandsvorsitzender die marktführende Einkaufs- und Dienstleistungskooperation der Hospitality in Deutschland HGK mit 3150 Mitgliedsbetrieben und Sitz in Hannover.
Philipp Nusser ist Leitender Berater von Eagle Control mit dem gleichnamigen betriebswirtschaftlichen Steuerungsinstrument für die Hospitality, das die HGK als "ChefsCockpit" anbietet.
Dr. Martin Behle, METRO (Chief HoReCa Officer)
Die 7% Mehrwertsteuer wurde nach jahrelangen Bitten der Branche in den Corona-Jahren endlich umgesetzt - als Krisenhilfe. In vielen europäischen Ländern ist der verminderte Steuersatz aber schon lange Standard. Jetzt auch bei uns. Das ist richtig so. Dafür spricht auch, dass Essen steuerlich gleichbehandelt werden muss. Für Delivery und Take Away gilt der 7%-Satz bereits dauerhaft. Daher ist die Absenkung keine Steuersubvention, sondern eine längst überfällige Gleichstellung. Gerade jetzt, wo die Gastronomie langsam auf Erholungskurs gekommen ist, darf die Politik die Rahmenbedingungen für die gastronomischen Betriebe nicht verschärfen. Denn es steht viel auf dem Spiel. Wer 19% Mehrwertsteuer fordert, der legt die Axt an die ohnehin bedrohten Innenstädte. Die Vielfalt an Restaurants, Bars und Cafés ist die Voraussetzung lebendiger und attraktiver Nachbarschaften. Das gilt im Übrigen auch für die ländlichen Regionen, wo der örtliche Gasthof ein wichtiger Treffpunkt für die Menschen ist. Diejenigen, die die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz wollen, nehmen einen Kahlschlag in der Gastronomiebranche in Kauf. Deshalb: Aus Gründen der steuerlichen Gleichbehandlung und zum Erhalt der gastronomischen Vielfalt in Deutschlands Innenstädten - die 7% Umsatzsteuer muss dauerhaft stehen bleiben!
Statement vom 21. Juni 2023
Frank Bleckmann, Radeberger Gruppe KG (Vertriebsdirektor Gastronomie National)
Die Gastronomie hat zusammen mit ihren vielen Partnern ein großes Sonderopfer zur Pandemiebekämpfung geleistet, das wird allzu schnell vergessen. Da ist es jetzt nur gerecht, wenn diese Branche nun auch eine Sonderunterstützung vom Staat erhält, die dazu beiträgt durch behördlich verordnete monatelange Betriebsschließungen verloren gegangenes Geschäft zurückzugewinnen, Menschen in die Gastronomie zurückzuholen – und so nun auch einen Beitrag zur nachhaltigen Gesundung der Branche zu leisten.
Dazu trägt die Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen ohne Streuverluste bei - und es ist nicht die Zeit, diese Unterstützung einzustellen, im Gegenteil.
Statement vom 26. Juni 2023
Kathrin Willhardt, Mitglied der Geschäftsführung Transgourmet Deutschland
Die reduzierte Mehrwertsteuer von 7% gilt laut Definition für "Grundlegende Bedürfnisse". Für mich ist und sollte das doch das beste Argument sein, für die Gastronomie auch langfristig den Mehrwertsteuersatz zu senken. Denn mit Familie und Freunden auswärts zu essen, zu trinken, zu lachen und sich auszutauschen ist eines unserer wichtigsten Grundbedürfnisse für ein erfülltes und soziales Leben. Deshalb bin ich für eine Stärkung der Gastronomie als "Kitt der Gesellschaft".
Alexandru Vlad, Leiter Selgros Deutschland
Gastronomie ist kein Luxus. Es ist ein wesentlicher Bestandteil unseres sozialen Lebens und unserer Gesellschaft. Restaurants sind für uns Orte des Zusammenkommens, der Kommunikation. Sie leisten dadurch einen wichtigen Beitrag zu regionaler Kultur und sozialem Zusammenhalt. Das sollte die Politik auch anerkennen und durch den "normalen" Steuersatz von 7% honorieren – damit die Gastronomie so facettenreich und lebendig bleibt, wie wir sie kennen und brauchen.
Christian Horaczek, Vorsitzender der Geschäftsleitung FrischeParadies
Die Entscheidung, den Mehrwertsteuersatz für Speisen auf 7% zu senken, war ein bedeutender Schritt zur Wertschätzung der Gastronomie. Ein Signal der Erkenntnis, dass die harte Arbeit und tägliche Höchstleistung ein wesentlicher Bestandteil unseres sozialen Gefüges ist und maßgeblich unsere Identität aber auch Kultur prägen.
Auch zukünftig das Gastgewerbe wettbewerbsfähig zu halten, unter soziokulturellen wie ökonomischen Aspekten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Gastronomiebranche steht vor zahlreichen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Fach- und Arbeitskräftemangel, aber auch aufgrund der Tendenzen zur Überregulierung. Mit einer dauerhaften Senkung der Mehrwertsteuer auf 7% würde ein starkes Signal der Unterstützung gesetzt.
Statements vom 26. Juni 2023