Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.
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DEHOGA-Geschäftsführerin Sandra Warden zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz und der geplanten Ausbildungsgarantie

Anlässlich einer Anfrage von Hotel vor 9 teilte der DEHOGA mit:

Was ist seitens des DEHOGA von dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz zu halten? Kann das der Branche helfen?

Eine Ausweitung der Fach- und Arbeitskräfteeinwanderung, wie sie im gestrigen Kabinettsentwurf enthalten ist, stellt einen wichtigen und längst überfälligen Schritt in die richtige Richtung dar.

Zwar werden mit dem vorliegenden Gesetzentwurf längst nicht alle Erwartungen des Gastgewerbes an eine vorausschauende und wachstumsorientierte Einwanderungspolitik erfüllt. Insbesondere sind die Schritte für Arbeitskräfte ohne formale Qualifikation noch zu zaghaft, die Regelungen sind teilweise überkomplex und enthalten immer noch viele Hürden. Es ergeben sich aber für engagierte Hoteliers und Gastronomen interessante zusätzliche Möglichkeiten, die dringend benötigten Fach- und Arbeitskräfte aus Drittstaaten einzustellen. Es wird mit Sicherheit Unternehmen geben, die sich informieren, engagieren und investieren, um diese Optionen zu nutzen. Ein „Selbstläufer“ ist das allerdings nicht. Bis zu einem funktionierenden Auslandsrecruiting ist es noch ein weiter Weg. Der DEHOGA kämpft politisch dafür, dass dieser Weg weiter konsequent beschritten wird: Mit arbeitsmarktorientierten Gesetzen, aber auch mit funktionierenden Behörden und unbürokratischen Visaverfahren, guten Deutschkursen und professioneller Arbeitsvermittlung, Willkommenskultur und Integration.

Die Anerkennungspflicht einer im Ausland erworbenen Berufsausbildung fällt mit dem Gesetz weg. Dies aber galt zuvor als Element der Qualitätssicherung. Ist das der richtige Schritt?

Die Anerkennungsverfahren wird es weiterhin geben. Wer eine ausländische Berufsqualifikation mitbringt, die gleichwertig einer deutschen Ausbildung ist, hat weiterhin bessere und einfachere Möglichkeiten für eine Arbeitsgenehmigung in Deutschland. Lediglich im Rahmen der neuen sog. „Erfahrungssäule“ und bei der neuen Chancenkarte entfällt die Notwendigkeit der Anerkennung – dafür gibt es dort andere Hürden, die auch nicht unbedingt niedriger sind.

Was ist von der ebenfalls beschlossenen Ausbildungsgarantie zu halten, die nun auch außerbetriebliche Ausbildungen ermöglicht. Macht das für die Branche Sinn, ist das der richtige Weg?

Der DEHOGA hält die Ausbildungsgarantie für vollkommen überflüssig. Wir haben doch schon seit Jahren nicht mehr das Problem, das wir nicht genug Ausbildungsplätze für Tausende unversorgter Jugendliche hatten, wie es in den 90er und Nuller Jahren einmal war. Aufgrund der demografischen Entwicklung finden immer mehr Ausbildungsbetriebe aller Branchen keine Jugendlichen mehr für ihre angebotenen Ausbildungsplätze. Anstatt Jugendliche in außerbetrieblichen Maßnahmen zu „parken“ sollten Bund und Länder besser eine konsequente Offensive für die betriebliche Berufsausbildung starten: Unterstützung für Ausbildungsbetriebe, bessere Ausstattung der Berufsschulen, Reduzierung der Schüler, die die allgemeinbildenden Schulen ohne Abschluss oder mit rudimentären Kenntnissen im Lesen, Schreiben und Rechnen verlassen, mehr Engagement für das duale Ausbildungssystem. Außerhalb muss das sog. Matching unbedingt verbessert werden, d.h. Jugendliche und Betriebe müssen besser zusammengeführt werden. Gut sind in diesem Zusammenhang die ebenfalls gestern von der Bundesregierung beschlossene Stärkung von Berufsorientierungspraktika und Einstiegsqualifizierungen. Hier müssen den Worten jetzt Taten folgen!

Den Artikel von "Hotel vor 9" finden Sie auch hier.