Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.
(DEHOGA Bundesverband)


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DEHOGA Bundesverband zum Thema Arbeitsmarkt

Anlässlich einer Anfrage der DW teilte der DEHOGA mit:

Wie ist die aktuelle Situation im Gastgewerbe bezüglich der Arbeitskräfte?

 Die Bundesagentur für Arbeit meldet für Januar 986.900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Gegenüber dem Januar 2019 ist dies ein Rückgang um 5,3 Prozent. Insgesamt 40.343 offene Stellen waren im März bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet.

Wie ist Ihre Erwartung für das Ostergeschäft? Was erwarten Sie für die Sommersaison?

„Das Gastgewerbe hofft nun auf ein gutes Ostergeschäft. In der aktuellen DEHOGA-Umfrage ist die Buchungs- und Reservierungslage über die anstehenden Feiertage für die Mehrzahl der Betriebe (58,7 Prozent) befriedigend oder besser, so vermelden 7,6 Prozent eine sehr gute, 18,0 Prozent eine gute und 33,1 Prozent eine befriedigende Buchungslage. Demgegenüber stehen 31,0 Prozent der Betriebe, die die Buchungslage als schlecht beurteilen, 10,3 Prozent nennen sie sehr schlecht. Auch mit Blick auf die beschlossenen Corona-Lockerungen setzt die Branche auf kurzfristige Buchungen.“

Nach der langen Zeit des Verzichts ist das Bedürfnis der Menschen nach Erholung, Genuss und schönen Erlebnissen groß. Viele Menschen haben das Reiseland Deutschland neu entdeckt. Sie werden die wiedergewonnene Freiheit für einen Urlaub in Deutschland nutzen. Mit Blick auf die Aufhebung der Corona-Beschränkungen gehen wir von weiter steigenden Buchungszahlen aus. Das gilt insbesondere für die Ferienregionen an der Nord- und Ostsee und in den deutschen Mittelgebirgen als auch für touristisch attraktive Städte. Es finden wieder Kulturveranstaltungen statt, Events laden zu Kurztrips ein und auch die Shoppinglust zieht wieder an.“

Wie viele Arbeitsplätze sind im Laufe der Corona-Pandemie während der vergangenen beiden Jahre weggefallen?

„Durch die fehlende Nachfrage während der Corona-Pandemie verzeichnete die Branche Beschäftigungsrückgänge - trotz aller Bemühungen, die Mitarbeiter auch weiterhin zu halten. Die coronabedingten Kurzarbeitergeldregelungen waren wichtig, ohne sie wäre der Verlust an Mitarbeitern deutlich höher ausgefallen.

So haben vor der Corona-Pandemie zum Stichtag 30.06.2019 insgesamt 1.109.106 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im Gastgewerbe gearbeitet. Im November 2020 wurden erstmalig seit 2017 wieder weniger als eine Million sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Gastgewerbe verzeichnet. Zwei Jahre später, zum 30.06.2021, waren es nur noch 980.992 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Das entspricht einem Rückgang von fast 130.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Gleichzeitig nahm auch die für das Gastgewerbe so wichtige Zahl der Minijobber ab: So verfügte die Branche laut der Bundesagentur für Arbeit im Juni 2021 etwa 217.000 geringfügig Beschäftigte weniger als im Juni 2019. Das entsprach einem Rückgang von 20,5%.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, diese Lücke kurz- und mittelfristig zu schließen?

Wir müssen den ankommenden Geflüchteten, bei denen es sich überwiegend um Frauen und Kinder handelt, erst einmal eine sichere Unterkunft, gute Versorgung und humanitäre Hilfe bieten. Die Angebote für Deutsch- und Integrationskurse als Vorbereitung für eine Arbeitsaufnahme müssen jetzt schnell vor Ort geschaffen werden. Wenn Geflüchtete Interesse an einer Beschäftigung in der Branche der Gastfreundschaft haben, gibt es genügend Angebote. Das Gastgewerbe ist eine internationale Branche. Nach Angabe der Bundesagentur für Arbeit hatten mit Stichtag zum 30.Juni 2021 insgesamt 345.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Hotellerie und Gastronomie eine ausländische Staatsangehörigkeit. Das entspricht einem Anteil von 35,1 Prozent. In keiner anderen Branche ist der Anteil höher. Die Arbeit im Team bietet außerdem gute Chancen, schnell seine Deutschkenntnisse zu verbessern.“

Gibt es spezielle Unterstützungs-/Rekrutierungsprogramme, die Sie Unternehmen anbieten können?

Die Sicherung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs steht seit Jahren auf der Agenda des DEHOGA weit oben und hat viele Facetten. Um einige Stichworte zu nennen:

  • Um die Ausbildung im Gastgewerbe noch wertvoller und attraktiver zu machen, haben wir die Ausbildungsinhalte und Strukturen gründlich überarbeitet und freuen uns, dass die nunmehr sieben neuen Ausbildungen am 1. August starten können.

  • Wir betreiben und begleiten und regionaler Ebene vielfältige Ausbildungskampagnen, wie z.B. www.wir-gastfreunde.de, www.coolebranche.de oder www.gastroburner.de und werben für die Ausbildung im Gastgewerbe, z.B. mit den Ausbildungsbotschaftern oder den Miniköchen (https://www.minikoeche.eu/) , auf Messen oder bei Aktionen

  • Wir sind in der Weiterbildung aktiv, z.B. mit der DEHOGA Akademie (www.dehoga-akademie.de)

  • Wir kämpfen politisch für eine verbesserte Fachkräfteeinwanderung, mehr Wertschätzung und Unterstützung für die duale Ausbildung und bessere Rahmenbedingungen für die Branche

  • Wir erfüllen unsere Aufgaben als Sozialpartner, insbesondere durch den Abschluss von Tarifverträgen und in der Selbstverwaltung der sozialen Sicherungssysteme

  • Wir engagieren uns in Netzwerken wie Erfolgsfaktor Familie, Guter Gastgeber – Guter Arbeitgeber, SchuleWirtschaft oder Unternehmen integrieren Flüchtlinge und geben Impulse zu solchen Themen an die Mitglieder

  • Und vor allen Dingen stehen wir unseren Mitgliedsunternehmen bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe zur Seite, informieren und beraten wir Mitgliedsunternehmen kontinuierlich und auf den verschiedensten Kanälen rund um das Thema Arbeits- und Fachkräftesicherung.

Wie viele Ihrer Mitgliedsbetriebe haben die Pandemie NICHT überstanden? Wie viele Insolvenzen gab es?

 „Die Umsatzsteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes für 2020 belegt einmal mehr die dramatischen Folgen der Coronakrise. So lag die Zahl der gastgewerblichen Unternehmen im Jahr 2020 bei 197.770 gegenüber 222.442 in 2019. Nach vielen Jahren der Stabilität – zur Jahrtausendwende vor 20 Jahren zählte die Branche 251.865 Unternehmen - bedeutet das gegenüber 2019 einen massiven Verlust von fast 25.000 Unternehmen bzw. 11,1%. Durch die langen pandemiebedingten Schließungen und Einschränkungen gab es den höchsten prozentualen Rückgang bei den getränkegeprägten Betrieben (-21,2%) gefolgt von den Caterern (-17,0%). Die speisengeprägte Gastronomie, die während des neunmonatigen Lockdowns teilweise auf Außer-Haus-Angebote ausweichen konnte, kam mit einem Minus von 7,9% bei den erfassten Betrieben etwas besser durch die Krise. Aktuell valide Zahlen für 2021 liegen uns noch nicht vor.“

Kann der Arbeitskräftemangel den Betrieben, die es gerade so über die Pandemie geschafft haben, dazu führen, dass sie jetzt doch noch scheitern?

Ein repräsentativer Überblick dazu liegt nicht vor. Fakt ist jedoch, dass durch die Corona-Pandemie die Branche Beschäftigungsrückgänge verzeichnete. Diese Mitarbeiter fehlen nun beim Neustart der Gastronomie, das zwingt manche Unternehmer unter anderem zu reduzierten Öffnungszeiten. In einer aktuellen DEHOGA-Umfrage sehen 37,7 Prozent der Unternehmer ihren Betrieb in seiner Existenz gefährdet. Deshalb ist ganz klar, dass die Branche jetzt dringend Perspektiven und Planungssicherheit braucht, auch um die Arbeitsplätze zu sichern und Mitarbeiter zu halten.“