Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.
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DEHOGA Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges zum Corona Rückblick und Personalmangel

Anlässlich einer Anfrage der FAS teilte der DEHOGA mit

Frage: Kann man eine allgemeine Aussage darüber treffen, wie sich die Pandemie auf die Öffnungszeiten der Restaurants und Cafés ausgewirkt hat? Wurde tendenziell z.B. abends oder am Wochenende früher zugemacht, oder gab es bestimmte Gruppen von Läden, deren Öffnungszeiten trotz Pandemie gleich geblieben sind?

„Ein repräsentativer Überblick dazu liegt nicht vor. Unser Eindruck ist aber, dass die Mehrzahl der Betriebe ihre Öffnungszeiten beibehalten haben, wenn sie die Möglichkeit dazu hatten. Während der Corona-Pandemie fehlte es an inländischen und ausländischen Touristen, zudem befanden sich viele Menschen im Homeoffice. Mittagessen oder Feierabend-Snacks mit den Kollegen fielen somit aus. Ein Unternehmer in der Stadt muss dann entscheiden, ob sich das Mittags- oder Abendgeschäft für seinen Betrieb noch lohnt, und er seine Öffnungszeiten anpasst. Während der neunmonatigen Lockdown-Phasen haben manche Gastonomen versucht, ihre massiven finanziellen Einbußen durch To-Go-Angebote, Lieferdienste oder Abholservices abzufedern. Das hat in Stadtvierteln funktioniert, in denen die Bewohner ihre lokale Gastronomie unterstützt haben. Auf dem Land waren diese alternativen Einnahmequellen allein schon wegen der Entfernungen schwieriger zu realisieren. Coronabedingt Sperrzeitenregelungen führten auch zum Teil zu erheblichen Umsatzverlusten.

Die Öffnungszeiten eines Betriebes sind aber auch abhängig von der Personalsituation. Durch die Corona-Pandemie verzeichnete die Branche weitere Beschäftigungsrückgänge. Diese Mitarbeiter fehlen nun beim Neustart der Gastronomie, das zwingt manche Unternehmer unter anderem zu reduzierten Öffnungszeiten.

Frage: Wie stark ist das Gastronomiegewerbe aktuell von Pleiten und sonstigen finanziellen Schwierigkeiten bedroht?

„Die Umsatzsteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes für 2020 belegt einmal mehr die dramatischen Folgen der Coronakrise. Die Zahl der gastronomischen Betriebe lag 2020 bei 157.986 gegenüber 178.671 in 2019. Nach vielen Jahren der Stabilität bedeutet das gegenüber 2019 einen massiven Verlust von mehr als 20.000 Unternehmen bzw. 11,6%.

Durch die langen pandemiebedingten Schließungen und Einschränkungen gab es den höchsten prozentualen Rückgang bei den getränkegeprägten Betrieben (-21,2%) gefolgt von den Caterern (-17,0%). Die speisengeprägte Gastronomie, die während des neunmonatigen Lockdowns teilweise auf Außer-Haus-Angebote ausweichen konnten, kam mit einem Minus von 7,9% bei den erfassten Betrieben etwas besser durch die Krise. Aktuell valide Zahlen für 2021 liegen uns noch nicht vor. Die größten aktuellen Herausforderungen für die Unternehmer sind laut einer aktuellen DEHOGA-Umfrage steigende Lebensmittelpreise (88,0%), explodierende Energiekosten (83,9%), und die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie (67,7%).“

Frage: Sind Corona-Restriktionen stets mit einem Umsatzverlust in der Gastronomie einhergegangen?

„Ja, seit dem Beginn der Pandemie im März 2020 weist kein Monat ein Plus gegenüber den Monaten des Corona-Vorkrisenjahres 2019 auf. “

Frage: Wie hat sich das Konsumverhalten aka die Häufigkeit der Restaurantbesuche zuletzt entwickelt? Zeichnete sich bereits eine Tendenz ab, dass Menschen wieder häufiger auswärts essen gehen wollten?

„Im Moment haben wir den Eindruck, dass die private Nachfrage und die Konsumstimmung vielerorts gut sind. Das außerordentlich gute März-Wetter hat die Ausgehfreude tagsüber und an den Wochenenden sehr beflügelt. Davon haben alle Gastronomen, die insbesondere über Außenbereiche und Terrassen verfügen, profitiert. Das zeigt erneut, welche große Bedeutung Restaurants, Cafés, Bistros und Bars für die Gesellschaft haben. Sie schaffen Lebensqualität und erhöhen die Standortattraktivität in den Städten wie im ländlichen Raum. Gastfreundschaft und Geselligkeit haben Konjunktur.“

Frage: Gibt es konkrete Beispiele von Restaurants/Restaurantgruppen, die unter den eingeschränkten Öffnungszeiten besonders gelitten haben?

„In der getränkegeprägten Gastronomie waren die Umsatzeinbrüche viel stärker ausgeprägt als im Gaststättengewerbe insgesamt. Denn die Schankwirtschaften waren in der Regel von noch längeren Schließzeiten als den neun Monaten Lockdown betroffen. Außerdem konnten sie sich nicht mit Außer-Haus-Lieferdiensten etc. etwas dazu verdienen. Deshalb büßte die getränkegeprägte Gastronomie 2021 preisbereinigt minus 59 Prozent ihrer Umsätze gegenüber 2019 ein, wie die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen.“

 

Wie stark ist der Personalmangel im Gastgewerbe in den verschiedenen Pandemie-Phasen gewesen?

„Durch die fehlende Nachfrage während der Corona-Pandemie verzeichnete die Branche Beschäftigungsrückgänge - trotz aller Bemühungen, die Mitarbeiter auch weiterhin zu halten. Die coronabedingten Kurzarbeitergeldregelungen waren wichtig, ohne sie wäre der Verlust an Mitarbeitern deutlich höher ausgefallen.

So haben vor der Corona-Pandemie zum Stichtag 30.06.2019 insgesamt 1.109.106 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im Gastgewerbe gearbeitet. Im November 2020 wurden erstmalig seit 2017 wieder weniger als eine Million sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Gastgewerbe verzeichnet. Zwei Jahre später, zum 30.06.2021, waren es nur noch 980.992 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Das entspricht einem Rückgang von fast 130.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Gleichzeitig nahm auch die für das Gastgewerbe so wichtige Zahl der Minijobber ab: So verfügte die Branche laut der Bundesagentur für Arbeit im Juni 2021 etwa 217.000 geringfügig Beschäftigte weniger als im Juni 2019. Das entsprach einem Rückgang von 20,5%.

Dieses Personal fehlt nun beim Neustart der Gastronomie und zwingt manche Unternehmer zu reduzierten Öffnungszeiten.“

Frage: Können Sie bestätigen, dass die Tendenz, immer weniger Fachkräfte in der Gastronomie gewinnen zu können, schon vor der Pandemie ein Problem war?

„Schon vor der Corona-Krise war der Arbeits- und Fachkräftemangel in der Gastronomie deutlich zu spüren. Bei allem Bemühen um Fachkräftesicherung im Inland, insbesondere auch durch eine engagierte Ausbildungsarbeit, benötigen wir mehr Zuwanderung ausländischer Fachkräfte.“

Frage: Wird nach den kürzlich erfolgten Corona-Lockerungen erwartet, dass Beschäftigte in der Gastronomie, die ihren Job während der Pandemie verloren haben, wieder in die Gastronomie zurückkehren?

„Mehr denn je gilt es jetzt, Beschäftigte zu halten und neue zu gewinnen. Viele der früheren Mitarbeiter sind bereits zurückgekehrt, da die Tätigkeiten in der Gastronomie vielfältig und abwechslungsreich sind. Wer einmal in der Branche mit Leidenschaft gearbeitet hat, der wird auch gerne wieder zurückkommen. Dafür braucht es die dauerhafte Öffnung der Betriebe. Aufgabe der Politik ist es, der Branche, ihren Unternehmern wie Mitarbeitern wieder eine sichere Perspektive zu geben. Vor der Pandemie hat die Branche als besonders krisensicher. Da möchten wir wieder hin."

Frage: Teilweise sind Beschäftigte in der Gastronomie nur auf Mini-Job-Basis beschäftigt und mussten in der Pandemie diesen Job aufgeben. In welche Bereiche sind die meisten abgewandert?

„Wir wissen, dass Beschäftigte aus unserer Branche zum Beispiel in die Logistikbranche und in den Einzelhandel gewechselt sind. Die Entwicklung zeigt jedoch, dass mit wachsenden Perspektiven auch die Mini-Jobber wieder schnell zurückkommen.“