Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.
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DEHOGA Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges zum Neustart des Gastgewerbes

Anlässlich einer Anfrage der Wirtschaftswoche teilte der DEHOGA mit:

Frage: Steht der Gastronomie nach den beiden harten Corona-Jahren in diesem Frühjahr/Sommer ein neuer Boom bevor? (Welche Faktoren könnten den Gastroaufschwung ggf. bremsen oder sogar abwürgen)?

Ingrid Hartges: „Im Moment haben wir den Eindruck, dass die private Nachfrage und die Konsumstimmung vielerorts gut sind. Das außerordentlich gute März-Wetter hat die Ausgehfreude tagsüber und an den Wochenenden sehr beflügelt. Davon haben alle Gastronomen, die insbesondere über Außenbereiche und Terrassen verfügen, profitiert. Das zeigt erneut, welche große Bedeutung Restaurants, Cafés, Bistros und Bars für die Gesellschaft haben. Sie schaffen Lebensqualität und erhöhen die Standortattraktivität in den Städten wie im ländlichen Raum. Gastfreundschaft und Geselligkeit haben Konjunktur. Im Gegensatz dazu fehlen in den Stadthotels und Restaurants noch viele Businessgäste. Erfreulich ist, dass die Buchungen auch für Firmenveranstaltungen endlich wieder steigen.“

Frage: Wie viele Beschäftigte haben vor der Corona-Pandemie in der Gastronomie (ohne Hotellerie) gearbeitet, wie viele sind es heute? In welche Branchen sind Beschäftigte ggf. „abgewandert“ und was waren ihre Motive?

„Vor der Corona-Pandemie haben zum Stichtag 30.06.2019 insgesamt 792.251 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in der Gastronomie gearbeitet. Zwei Jahre später, zum 30.06.2021, waren es nur noch 707.536 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Das entspricht einem Rückgang von fast 85.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Wir wissen, dass Beschäftigte aus unserer Branche zum Beispiel in die Logistikbranche und in den Einzelhandel gewechselt sind. Es sind inzwischen allerdings auch viele wieder zurückgekommen. Insofern sind wir sehr erleichtert, dass nun alle eingriffsintensiven Corona-Maßnahmen fallen. Das ist für unsere hart getroffene Branche ein ganz wichtiges Signal und die Grundlage dafür, um in den dringend notwendigen Aufschwung zu kommen. Wir fordern von der Politik, dass die Fehler aus den Coronajahren 2020 und 2021 nicht wiederholt werden dürfen. Deshalb erwarten wir, die bestmögliche Vorsorge für den kommenden Herbst und Winter zu treffen, damit die Branche nicht erneut mit Einschränkungen konfrontiert wird. Das ist auch für die Mitarbeiter von zentraler Bedeutung.“

Frage: Wird der Personalmangel in der Gastronomie in diesem Jahr zum limitierenden Faktor für den Aufschwung der Branche?

„Es ist eine der größten aktuellen Herausforderungen, ausreichend Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. Andernfalls drohen reduzierte Öffnungszeiten, und das wäre jetzt besonders bitter. Nur mit ausreichender Besetzung und einem motivierten Team lässt sich der benötigte Aufschwung erfolgreich bewerkstelligen. Dringend benötigt wird eine vereinfachte Zuwanderung von Beschäftigten aus Drittstaaten der EU.“

Frage: Können Geflüchtete aus der Ukraine ggf. verstärkt in der Gastronomie arbeiten? Sehen Sie dazu Handlungsbedarf seitens der Politik, oder sind entsprechende Arbeitsverträge unbürokratisch möglich?

„Noch geht es mit Blick auf die in Deutschland ankommenden Geflüchteten aus der Ukraine, bei denen es sich überwiegend um Frauen und Kinder handelt, um Unterbringung und Versorgung sowie sonstige humanitäre Hilfe. Die Angebote für Deutsch- und Integrationskursen als Vorbereitung für eine Arbeitsaufnahme müssen jetzt schnell vor Ort geschaffen werden. Offene Stellen gibt es genug in der Branche, wenn Interesse bei Geflüchteten an einer Beschäftigung in der Gastronomie besteht, werden sie auch schnell einen Arbeitsplatz erhalten. Unsere Branche ist von jeher sehr international aufgestellt. Wir sind die Branche der Integration und der Chancen.“ 

Frage: Wie stark treffen die Kostensteigerungen für Lebensmittel, Energie und Personal Ihre Branche? Wird dies wiederum zu Preiserhöhungen von Gastronomieunternehmen führen?

„Kostensteigerungen führten bereits im letzten Jahr teilweise zu notwendigen Preisanpassungen. Die seit Jahresbeginn gestiegenen Personalkosten und seit Kriegsbeginn höheren Energie- und Lebensmittelkosten werden dazu führen, dass jeder Unternehmer sein Angebot und seine Preisgestaltung sorgfältig prüft. Insbesondere wird er einerseits mit Blick auf seine Gäste, andererseits mit Blick auf seine betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten das Angebot und die Preise verantwortlich gestalten. Er muss Gewinne erwirtschaften, nur damit sichert er die Arbeitsplätze und seine Existenz.

Solange das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt und Preiserhöhungen für den Gast nachvollziehbar sind, werden die Gäste dies auch grundsätzlich akzeptieren. Ich bin davon überzeugt, dass viele Gäste Verständnis dafür haben. Abhängig vom Betriebstyp ist es zweifelsohne wichtig, auch weiterhin für Gäste mit schmalerem Budget attraktiv zu bleiben.“