Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.
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DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges zur aktuellen Lage der Branche

Anlässlich einer Anfrage für die Auma-Jahrespublikation teilte der DEHOGA mit:

Corona hatte durch Lockdowns und Einschränkungen gravierende Auswirkungen auf die Hotel- und Gastronomiebetriebe. Wie hoch beziffern Sie die Schäden seit Beginn der Pandemie?

Ingrid Hartges: „Der reale Umsatzverlust im Gastgewerbe von März 2020 bis März 2022 beträgt laut Angaben des Statistischen Bundesamtes und Berechnungen des DEHOGA insgesamt 82,4 Milliarden Euro. Fakt ist, dass wir bis heute in keinem einzigen Monat an die Umsätze von 2019 anknüpfen konnten. Auch im ersten Quartal 2022 liegt der Umsatz mit minus 32,5 Prozent noch deutlich unter dem Umsatz des Vorkrisenjahres 2019. Besonders bitter ist der Verlust von rund 100.000 Beschäftigten und über 200.000 Minijobbern. Aufgrund der 9 Monate Lockdown und der notwendigen Kurzarbeit sind sie in andere Branchen abgewandert.“

Die pandemiebedingte Messepause hat sich auch auf die Dehoga-Branche ausgewirkt. Was schätzen Sie? Wie hoch sind Ihre Branchen-Verluste durch die Messestopps?

„Valide Zahlen zu den konkreten Umsatzverlusten im Messegeschäft liegen uns nicht vor. Fakt ist jedoch, dass die Stadt- und Tagungshotels in den Messestädten wie auch die Caterer in den Messestädten überproportional hohe Verluste erlitten und auch in diesem Jahr noch verzeichnen. In den Vor-Corona-Jahren wurden rund um die Messen ca. 3,8 Milliarden Umsatz in Hotellerie und Gastronomie realisiert. Wir freuen uns über jede in der Pandemie-Zeit durchgeführte Messe, die Anuga in Köln im Oktober 2021 hatte hier eine mutmachende Vorreiterrolle. Ja, es ist ein wichtiges Signal, dass die Messen wieder stattfinden und so auch internationale Gäste wieder zu uns kommen. Immerhin gilt es, Deutschlands Spitzenplatz in der internationalen Messelandschaft zu verteidigen.“

Wann wird die Hotel- und Gastronomiebranche in Deutschland das Vor-Corona-Niveau wieder erreichen?

„In den Sommermonaten 2022 wird es eventuell im touristischen Bereich möglich sein, wieder an das Umsatzniveau von 2019 heranzukommen. Nach der langen Zeit des Verzichts ist das Bedürfnis der Menschen nach Erholung, Genuss und schönen Erlebnissen groß. Seit dem Wegfall der Corona-Auflagen ist die private Nachfrage, die Konsumstimmung und Ausgehfreude groß. Da viele Menschen Deutschland als Reiseland neu entdeckt haben und Urlaub im Inland Konjunktur hat, blicken wir zuversichtlich auf die kommenden Wochen. Zudem verzeichnen wir seit April auch wieder einen relevanten Anstieg von Familienfeiern, Tagungen und größeren Veranstaltungen.

Im Gegensatz zu den Aufschwungstendenzen bei privaten Treffen und touristischen Übernachtungen hinkt die geschäftliche Nachfrage noch hinterher. Die Buchungslage bezeichnen laut einer aktuellen DEHOGA-Umfrage 46,4 Prozent der Unternehmer im Businessbereich noch immer als schlecht bis sehr schlecht. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass auch das Firmengeschäft wieder an Fahrt gewinnt und wir in 2023 an das Vorkrisenniveau herankommen.“ 

 

Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihre Branche in den nächsten zwölf Monaten?

„Die größten Herausforderungen sind derzeit explodierende Energiekosten, steigende Lebensmittelpreise und höhere Personalkosten. Wir positionieren uns ganz klar für faire, angemessene und leistungsbezogene Löhne und Gehälter. Doch kommen laut einer DEHOGA-Umfrage, an der sich mehr als 7000 Betriebe beteiligt haben, allein durch die Anhebung des Mindestlohns auf die Mehrzahl der Unternehmer Personalkostensteigerungen zwischen 15 und 25 Prozent zu.

Zudem gibt es einen akuten Mitarbeitermangel, der auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Mitarbeiter zurückzuholen und neue zu gewinnen ist mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Es ist bitter, dass aufgrund fehlender Mitarbeiter teilweise die Nachfrage nicht bedient werden kann.

Oberste Priorität muss jetzt der besten Vorsorge für den Herbst und Winter gelten. Hier ist die Politik gefordert. Fehler dürfen sich nicht wiederholen.“

Jede Krise ist auch eine Chance, heißt es. Können Sie positive Effekte in der Dehoga-Branche feststellen?

„Wir merken, dass die Wertschätzung der Bevölkerung gegenüber unserer Branche deutlich gestiegen ist. Vielen wurde die hohe gesellschaftliche und wirtschaftliche Relevanz von Gastronomie und Hotellerie bewusst, als sie in den Phasen des Lockdowns geschlossen waren. Die Straßen waren leergefegt, die Innenstädte trist und verwaist. Das zeigt, welche bedeutende Rolle Restaurants, Cafés, Bars und Hotels für die Attraktivität von Innenstädten haben. Jeder weiß inzwischen, wie relevant unsere Betriebe für die Lebensqualität und das Wohlbefinden sind. Wir hoffen sehr, dass uns die neu gewonnenen Gastgeber-Wertschätzung erhalten bleibt.“