Mittelstand: Strukturprobleme verhindern Wachstum

(Berlin, 25. Mai 2004) Der Mittelstand beurteilt die aktuelle Geschäftslage skeptisch. Die Geschäftserwartungen haben sich dagegen aufgehellt; der Aufschwung bleibt aber vorerst ein Hoffnungswert. So bringt der Mittelstandsindikator die konjunkturelle Lage im Frühsommer 2004 auf den Punkt. In ihrem Jahresmittelstandsbericht 2004 stellt die Arbeitsgemeinschaft Mittelstand mit sieben Verbänden aus Handwerk, Handel, Gastgewerbe und Kreditwirtschaft den neuen Indikator erstmals vor. Künftig soll er zwei Mal pro Jahr die Konjunkturlage des Mittelstandes und damit des Hauptleistungsträgers der deutschen Wirtschaft deutlich machen.

Für das geringe Wachstum machen die Verbände vor allem die Rahmenbedingungen für den Mittelstand und in der Folge die fehlende Binnendynamik verantwortlich. „Wir brauchen Bedingungen, die Innovation, Investition und Expansion unterstützen, die Wachstum und den Aufbau von mehr Beschäftigung zulassen. Zumal die EU-Erweiterung den Reformdruck zusätzlich erhöht”, betont Dieter Philipp, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH).

Dazu gehören, so der Jahresmittelstandsbericht 2004, umfangreiche Reformen im Bereich der Steuer- und Finanzpolitik, der Beschäftigungs- und der Sozialpolitik, sowie der Bildungspolitik. So wird u.a. die Rückführung der Staatsquote auf unter 40 Prozent gefordert. Helly Bruhn-Braas, Vizepräsidentin des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA): „Der deutsche Mittelstand ist kein Auslaufmodell. Er ist international wettbewerbsfähig, wenn man ihn nur lässt.”

Angesichts der Tatsache, dass die privaten Banken das Kreditgeschäft mit mittelständischen Unternehmen eingeschränkt oder aufgegeben haben, versicherte für die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute Dr. Holger Berndt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV): „Sparkassen und Landesbanken ziehen sich nicht aus der Mittelstandsfinanzierung zurück. Ich kann dies stellvertretend in der Initiative auch für die Genossenschaftsbanken sagen.” Seiner Meinung nach muss diese „volkswirtschaftlich wichtige Aufgabe” aber langfristig wieder von der gesamten Kreditwirtschaft geschultert werden.

Die sieben Verbände der Arbeitsgemeinschaft Mittelstand sprechen sich zudem erneut gegen eine Ausbildungsplatzabgabe aus. Der Mittelstand bildet trotz anhaltender wirtschaftlicher Probleme weiterhin deutlich über den eigenen Bedarf hinaus aus. In ihrem Bericht schlagen die Verbände konkrete Schritte zur Verbesserung der betrieblichen Ausbildungsbedingungen vor. Zudem müssten vor allem Maßnahmen gegen die derzeit mangelnde Ausbildungsfähigkeit vieler Schulabgänger ergriffen werden.